Vom Himmel hoch…

Vom Himmel hoch…

Am vergangenen Wochenende kamen Live-Nachrichten aus dem All direkt auf die Erde und brachten mich um den Schlaf.

Tausende von Sternschnuppen waren an diesem Wochenende zu sehen.
Und ja: man darf sich etwas wünschen, wenn man eine Sternschnuppe sieht.

Hätte ich noch so viele Wünsche – an diesem Wochenende hätte ich sie alle nennen dürfen. In 2 Nächten waren es pro Stunde bis zu hundert Sternschnuppen!

Wissenschaftlich betrachtet ist es Sternenstaub, kleine Bruchstücke eines Meteoriten, manche nur wenige Millimeter groß, die in das Anziehungsfeld der Erde gelangen und dann ihre Reibungsenergie an den Sauerstoff der Atmosphäre abgeben.
Wir sehen das als Leuchten, als kurzen Lichtblitz, der in Bruchteilen einer Sekunde einen mehr oder weniger langen Streifen über den Himmel zieht.
Weil sich dieses Ereignis jedes Jahr im August wiederholt ist es seit dem Altertum bekannt. Und da die Meteore immer aus der Richtung des Sternbildes „Perseus“ zu kommen scheinen, wird dieses Ereignis seit Jahrtausenden die „Perseiden“ (gesprochen: Perse-iden“) genannt.

Ich erinnerte mich daran, als ich vor einigen Jahren mit meiner Familie in den Sommerferien in Holland war. Wir saßen in einer warmen Augustnacht in einer Reihe nebeneinander in Liegestühlen im Garten des gemieteten Hauses und ständig sagte einer von uns: „da war eine…“ und: „ja, habe ich gesehen – da, schon wieder eine…“.
Eine sehr entspannte Art die Magie der Astronomie zu erleben.
Denn da ist die Schwärze der Nacht, das Funkeln der Sterne, die Stille und die unermessliche Weite des Alls, die mich schon als Kind fasziniert hatten. Woher kommen diese Lichter, wie weit sind diese Sterne entfernt, gibt es da draußen andere Lebewesen, wie f***cking großartig ist das alles?

Sternschnuppe mittig, Copyright: Wolfgang Kurtz, CC-BY-SA-3.0Also war ich auch dieses Jahr in der Nacht vom 11. auf den 12. August bei uns zu Hause am östlichen Stadtrand Kölns im Garten und hatte diesmal vor, mit meiner Kamera das kosmische Schauspiel zu fotografieren.

Ab Mitternacht traf ich meine Vorbereitungen.
Das große Manfrotto-Stativ wurde aufgebaut, der Akku der digitalen Spiegelreflex-Kamera geladen. Wo war noch der Fernauslöser für die Kamera?

Die Kamera muss komplett manuell eingestellt werden. Alle Automatiken sind auszuschalten. Die Blende möglichst weit offen, damit viel Licht gesammelt werden kann. Wert 5,6 oder wenn möglich kleiner. Das Objektiv sollte weitwinklig sein, damit ein großer Ausschnitt des Himmels aufgenommen werden kann. Man weiß ja nur die ungefähre Richtung, Sternbild der Plejaden, aber nicht den genauen Ort des Auftretens.
Dann die Entfernung auf „unendlich“ gestellt und die Belichtungszeit auf lange 10 Sekunden vorgewählt. Falls innerhalb dieser 10 Sekunden ein Meteor über den Himmel rast, sollte er einzufangen sein.

So stand ich hinter der Kamera. Alle Lichter im Haus waren gelöscht. Ich suchte den besten Ausschnitt und veränderte einige Male die Position des Stativs, da hier der Kamin mit auf dem Bild war oder dort zu viel Silhouette eines Baumes.
Bei einer Belichtungszeit von 10 Sekunden sammelt die Kamera dermaßen viel Licht, dass selbst in der Dunkelheit Bäume und Häuser taghell erscheinen.
Dann löste ich aus, wartete 10 Sekunden bis die Blende schloss und löste wieder aus… knapp 300 Aufnahmen machte ich. Ich sah in diesen 2 Stunden sieben Sternschnuppen und war gegen 3 Uhr so müde, dass ich die Sichtung des Materials auf den nächsten Morgen verschob.

Sternschnuppe links oben neben Kamin (kein Kratzer...:), Copyright: Wolfgang Kurtz, CC-BY-SA-3.0Mein Erstaunen war groß, dass bei so vielen Aufnahmen insgesamt nur 2 Sternschnuppen-Streifen zu sehen waren. Zu stark ist in der Stadt die Lichtverschmutzung. Von den hunderten von Meteoriten hatte ich nur sieben gesehen, wahrscheinlich die hellsten. Und die Kamera hatte noch weniger abgebildet. Hatte das Licht der entfernten Straßenlaternen gesammelt und zum Schwarz des Himmels hinzu addiert.
Was blieb, war die Müdigkeit am nächsten Tag, leichte Halswirbel-Probleme vom stundenlangen „in-den-Himmel-gucken“ und das gute Gefühl, mit meinen eigenen Augen sieben kleine kosmische Boten aus dem All gesehen zu haben.

Auch wenn diese „Nachrichten aus dem All“ leider für die geneigte Leserschaft zu spät kommen, um noch in diesem Jahr die Perseiden zu beobachten, so sollte man sich doch für nächstes Jahr August einen Knoten ins Taschentuch machen.
Ich werde mir dann eine dunklere Stelle auf dem Land suchen mit Stativ und Kamera. Wünsche werden wahr…